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FREITAG, 23. NOVEMBER 2007, 18 UHR:
ERÖFFNUNG DER AUSSTELLUNG VON
CHRISTINE RUSCHE
»SEGUE«
24. NOVEMBER BIS 21. DEZEMBER 2007

Christine Rusche (*1971) aus Rotterdam setzt den realen und den fiktiven Raum derart miteinander in Bezug, dass sie gleichermaßen betont, aber auch gegeneinander ausgespielt werden. In der Ausstellung »SEGUE« verwandelt die Künstlerin mit einer Raum-Zeichnung aus Dispersionsfarbe den Galerieraum. Architektonische Vorgaben des Raums werden im Bild eingesetzt oder weitergeführt, wodurch der vorhandene Raum stabilisiert, gedanklich reflektiert als auch gespiegelt wird. Es entsteht ein Nebeneinander von Fläche und Architektur, das ständig changiert. Die Fläche hat eine räumlich-architektonische Präsenz und eröffnet neue Räume, Weiten und Tiefen. Die Architektur wird durch die Zeichnung hervorgehoben, gleichermaßen scheint sie immer wieder in die Fläche zu kippen. Schein und Sein, Realität und Virtualität verbinden sich wie eine Art Closed-Circuit, ein geschlossener Kreis.
Der Betrachter tritt in den Raum und er tritt ins Bild, doch er muss sich darin ständig neu ver-orten, denn es gibt keinen singulären logischen Standpunkt. Perspektivwechsel und multiple Perspektiven in ständiger Bewegung kennzeichnen die Arbeit, und fordern den Betrachter auf, sich immer neu zu orientieren. Dadurch findet eine fortwährende Auseinandersetzung mit dem Raum und dem eigenen Standpunkt im Raum statt. Der Raum und das Bild werden körperlich erfahrbar gemacht.
Christine Rusches Raum-Zeichnungen, fragmentieren, komprimieren, stilisieren. Ähnlich wie ein Comic, der zeichenhaft das Wesentliche ausdrückt. Die Fantasie des Betrachters füllt die zeichenhaften Formen aus. Es eröffnen sich Räume und Landschaften, die den Betrachter in den Raum, ins Bild und gleichzeitig in die eigene Imagination eintreten lassen.
Die Zeichen sind ein Zusammenschluss und eine Öffnung des Raumes. Sie sind Platzhalter für etwas anderes. Sowie das Wort auf das Ding verweist, so verweist die Zeichnung auf den Raum, aber auch umgekehrt. Ein Gegenüber von Signifikat und Signifikant, die jedoch gleichberechtigt nebeneinander stehen und nicht eindeutig zuzuordnen sind.
Zum ersten Mal benutzt Christine Rusche weder Schwarz noch Grautöne im Zusammenspiel mit  Weiß für ihre Raum-Zeichnung, sondern das Chroma-Key Blau. Dieses Blau wird im Film im so genannten Blue-Box-Verfahren eingesetzt. Die Farbe ist eine Maske, in die andere Bildwelten eingesetzt werden. Als Metapher lässt sich dies auf die Arbeiten von Christine Rusche übertragen, die als Platzhalter fungieren, in welche die eigenen Imaginationen eingesetzt werden.
Vielerlei Bezüge lassen sich zu Christine Rusches Arbeiten herstellen: zu Architektur, Skulptur, Malerei und Zeichnung mit einem Verweis auf Comic, Fotografie, Video sowie Film – und ebenso der Klang ist präsent. Christine Rusches Arbeiten kann man durchaus als visualisierten Klang betrachten. Der Titel »SEGUE«, ein in der Musik gebräuchlicher Terminus, unterstreicht dies, denn er deutet hin auf eine Dynamik, eine Überleitung, eine Fortsetzung im visuellen als auch auditiven Sinne – auf eine Folge von Bildern, aber auch auf eine Folge von Klängen.
Neben der Raum-Zeichnung »SEGUE« zeigt Christine Rusche Zeichnungen. In diesen Werken findet eine Umkehrung des zuvor beschriebenen Prozesses statt. Der real erfahrbare Raum wird fragmentiert und mit Markertusche auf Printfilm komprimiert.
Christine Rusche stellt erstmalig bei Marion Scharmann aus. Die Arbeiten der Künstlerin ergänzen das Galerieprogramm, in dessen Fokus installative und grenzüberschreitende Arbeitsweisen stehen, gleichzeitig erweitert Christine Rusche das Programm um eine malerische Position.