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DENNIS DEL FAVERO
»MAGNESIUM LIGHT«

ERÖFFNUNG: FREITAG, 17. APRIL 2009
19 UHR: KÜNSTLERGESPRÄCH (AUF ENGLISCH)
MIT PROF. DR. URSULA FROHNE & CHRISTIAN KATTI

Der australische Medienkünstler Dennis Del Favero (*1953) beschäftigt sich in seinen Videoinstallationen und Fotografieserien mit dem Thema ›Psyche‹. Seine Werke sind inspiriert von wahren Begebenheiten, die von traumatisierten oder in einem Konflikt stehenden Menschen handeln. Del Favero spinnt filmische Fiktionen um diese authentischen Geschichten und übersetzt dabei menschliche Urängste in verstörend-klaustrophobische Bilder. In der Ausstellung »Magnesium Light« zeigt Dennis Del Favero seine neuen Videoarbeiten »Magnesium Light« und »Todtnauberg« sowie die Fotografieserien »Affinity« und »Eyebright«.

    Die Vergangenheit ist kein abgeschlossenes Ereignis und kann niemals ausgelöscht werden. Gleich den ›Pentimenti‹, einem restauratorischen Verfahren, welches mittels Röntgenstrahlen die sichtbaren Spuren eines älteren Gemäldes unter einer Schicht Farbe offenbart, bedient sich Dennis Del Favero den künstlerischen Medien. Mittels Video und Fotografie untersucht er wie Erinnerungen im Speicher des Gedächtnisses sorgsam bewahrt werden und als Basis für das subjektive Verhältnis zu der eigenen Umwelt dienen, die unser Verhalten maßgeblich prägen. In der Ausstellung »Magnesium Light« fragen Del Faveros Werke nach dem Leben in einer Welt, die mehr und mehr von ihrer Vergangenheit eingeholt wird. Verstörende Bilder und mehrdeutige Szenen konfrontieren den Betrachter mit dem künstlerischen Postulat der stets präsenten Vergangenheit und offerieren die Chance vorgefasste Meinungen neu zu überdenken.
    So rekurriert die Videoarbeit »Todtnauberg« auf eine Begegnung, die Geschichte geschrieben hat – das Zusammentreffen des Philosophen Martin Heidegger mit dem jüdischen Poeten Paul Celan 1967 in Todtnauberg. Während eine Vielzahl literarisch- philosophischer Interpretationen die Enttäuschung Celans in den Mittelpunkt stellen, reflektiert Del Faveros Videoinstallation die Verdrängung von Erinnerungen und die Sprachlosigkeit, die dieses Treffen und die damit zusammenhängenden Ereignisse umfasste. Heideggers Schweigen symbolisiert den Wunsch, seine Kollaboration mit den Nazis und die Vernichtung der Juden zu verdrängen. Paul Celan kämpft mit den traurigen Erinnerungen an den Tod seiner Eltern und vieler weiterer Menschen im Konzentrationslager. Celan erinnert sich an diese Begegnung mit Heidegger, die den Holocaust in ihm hervorrief, aber auch die Basis für eine Lebensweise, die das Unvorstellbare mit einbezieht.
    Im Gegensatz zu »Todtnauberg« führt die Monitorarbeit »Crevasse« den Besucher selbst durch die verschlungenen Gänge im Labyrinth seiner eigenen Erinnerungen.
    In »Magnesium Light«, das sich aus »You and I« und »Hold me« zusammensetzt, wird der Besucher Zeuge einer scheinbar privaten Szene, die einen Mann und eine Frau beim Liebesakt zeigen. In »You and I« partizipiert der Betrachter an dem intimen Tệte a Tệte aus der Sicht der unbekannten Frau, die lustvoll auf dem Körper des Mannes sitzt und deren sexuelle Macht sich auratisch auf den Zeugen der Szene überträgt. Eine Stimmsequenz mit amerikanischem Akzent weckt Erinnerungen an eine im Mittleren Osten stationierte amerikanische Soldatin, die sich, in Addition an jüngste politische Ereignisse in den Nachrichten, zu neuen Sinnebenen entfächern. »Hold Me« ist der Versuch des Mannes, das sexuelle Zusammentreffen mit der Unbekannten zu verstehen, während er gleichzeitig die letzten intimen Momente mit seiner Frau rekonstruiert.
    Die Fotografieserie »Affinity« untersucht den Zusammenhang zwischen Männlichkeit und Weiblichkeit und stellt neue Möglichkeiten von Körperlichkeit vor. Die Motive evozieren, dass unsere gesellschaftlichen Defintionen der Geschlechter zu eng gefasst sind. Durch Projektionen von erotischem Bildmaterial als auch Antonio Canova’s »Cupid and Psyche« von 1793 auf den eigenen Körper, zeigt Dennis Del Favero den Körper als Projektionsfläche gesellschaftlicher Konventionen und frühkindlicher Erinnerungen.
    Die Arbeit »Eyebright« schließlich zeigt die fröhlich spielenden Kinder von Joseph Goebbels, deren Körper bereits dem Tod geweiht waren.

Dennis Del Favero, »Todtnauberg«, 2009
Ein-Kanal-Videoinstallation, 3:30 min, HD, S/W, Stereo
Auflage von 3 + 1
Dennis Del Favero, »Crevasse«, 2009

Ein-Kanal-Videoinstallation, 3:30 min, HD, S/W, Stereo
Auflage von 3 + 1

Dennis Del Favero, »You and I«, 2009
Ein-Kanal-Videoinstallation, 3:30 min, HD, S/W, Stereo
Auflage von 3 + 1

Dennis Del Favero, »Eyebright«, 2009
Lambda print, Serie von 2 Fotografien, je 38 x 33 cm (gerahmt),
Auflage von 3 + 1

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