Schöning Schoening
PAYSAGES TRANSFORMÉSBegegnung Nadja Schöning Fanny Schoening
Eröffnung: Freitag, 02. März 2007 ab 19 Uhr
Ausstellungsdauer: 03. März bis 01. April 2007
»Paysages transformés – Begegnung Nadja Schöning
Fanny Schoening« ist die zweite Gemeinschaftsausstellung im Kunstraum
Marion Scharmann, in der die grenzüberschreitende Fotografie eine
erneute mediale Erweiterung findet. Bei der Realisierung dieses
Projekts kam es zu einem ebenso interaktiven wie kreativen
Arbeitsprozess der Medienkünstlerin Nadja Schöning und der bildenden
Künstlerin Fanny Schoening, der zu einer Serie von 14 von den beiden
als FotoPaintings bezeichneten, gemeinsamen Arbeiten führte. Die
scheinbaren Antipoden Fotografie und Malerei verbinden sich dabei in
einem intermedialen Zusammenspiel mit elektronischen Medien zu
neuen ästhetischen Gebilden.
Fotografische Aufnahmen von Naturlandschaften der
Medienkünstlerin wurden von Fanny Schoening malerisch bearbeitet, um
dann von Nadja Schöning nach digitaler Bearbeitung wieder in das Medium
der Fotografie überführt zu werden. Die Exponate der beiden
Künstlerinnen muten malerisch an und scheinen die ursprüngliche
Fotografie zu verhüllen. Diese bleibt jedoch durch ihr Material stets
präsent, ebenso wie die noch erkennbaren, fotografischen Konturen, die
wie ein Palimpsest in den farbigen, malerischen Elementen
oszillieren und durch ihre transmediale Schichtung eine räumliche Tiefe
poetischer »Paysages transformés« assoziieren lassen.
Durchgängiges Motiv der gesamten intermedialen Arbeit von
Nadja Schöning ist ihre Auseinandersetzung mit genreübergreifenden
und wahrnehmungs-ästhetischen Wechselwirkungen unterschiedlicher
Medien, thematisch zumeist verbunden mit darin zum Ausdruck kommenden
Reflexionen über das Phänomen der Zeit. Ein Motiv, das ihre
großräumigen interaktiven, audiovisuellen Installationen und ihre
Kompositionen Akustischer Kunst ebenso charakterisiert wie ihre
Video-Skulpturen, Klang-Objekte, holografischen und fotografischen
Arbeiten, die sie u.a. in dem von ihr entwickelten, so genannten
Fotocutup-Verfahren erweiterte. Als Medienkünstlerin gilt ihr Interesse
im Bereich der Fotografie – als einer für sie extended photography –
vor allem ihrer digitalen Bearbeitung oder Integration in intermediale
Kontexte.
In der Fotografie findet sich ein
bildnerisch-ästhetischer Bezug zur Malerei. Zugleich vergegenwärtigt
sie auch einen zum zeitlichen Stillstand gekommenen Augenblick – im
Gegensatz zu der bewegten, in der Zeit vergehenden Bilderfolge in Film
und Video mit ihren aus Frames und Stills zusammengesetzten, gleichsam
fotografischen Einzelbildern. Diese scheinbar heterogenen,
antagonistischen Elemente werden für die Künstlerin zu
Komponenten eines variantenreichen, transformativen
Zusammenspiels.
In organischem Zusammenhang zu diesen intermedialen Entwicklungen sind
die Arbeiten der Serie »Paysages transformés« als FotoPaintings in der
Begegnung mit der bildenden Künstlerin Fanny Schoening
entstanden.
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FANNY SCHOENING
»What I thought was so beautiful
about her work was that she
has given herself, devoted herself to
every part – to even the
smallest part of the surface upon which
she works. She has paid
attention and given herself. That
generosity needed what we are
having today – people to receive it.«
John Cage
Das Papier – eines der empfindlichsten und feinsten
Materialien für die künstlerische Gestaltung – bildet das Grundelement
sämtlicher Arbeiten der international bekannten Künstlerin Fanny
Schoening. Sie findet es in beschriebenem oder bedrucktem Papier von
Zeitungen, Zeitschriften, Büchern und Manuskripten, Briefen, Notizen
und Partituren oder in der leeren Fülle des noch nicht beschriebenen
oder bemalten Papiers. Die Reduktion ihres Schaffens auf diesen einen
Werkstoff erhält in der Vielfältigkeit der unterschiedlichsten
bildnerischen Formen und Formate sowie im innovativen Einsetzen ihrer
vielfältigen Verarbeitungsmethoden einen intensiven Ausdruck.
Durch ungewöhnliche Reiß- und Klebetechniken sowie eigens entwickelten
Lavage- und Brossage- Verfahren entstehen auf der Leinwand filigrane
Collagen als vielschichtige PapierLandschaften. Neben diesen flächigen
Arbeiten stehen die von der Künstlerin aus Papier geformten plastischen
Werke: Skulpturen, Figurinen, audiovisuelle Objekte, SchriftPfähle und
Stelen. Auf diese hat sie unzählige, fein geschnittene Papierstreifen
mit dadurch zufällig entstandenen einzelnen Wörtern, Buchstaben und
Schriftzeichen aus verschiedenen Sprachen, auch aus japanischen und
chinesischen, kalligrafischen Charakteren als bildnerische Zeichen in
mannigfaltigen, mäanderähnlichen Konstellationen figuriert.
Dem nähertretenden Betrachter offenbart sich auf den Tableaus ihrer
Papierlandschaften und auf den in sich ruhenden, enigmatischen,
skulpturalen Objekten ein labyrinthischer Mikrokosmos aus
Papierteilchen und ineinander übergehender Gebilde. »Meine Arbeiten
sind Meditationen in Papier«.
In vielen Werken von Fanny Schoening deutet sich eine verhaltene
Affinität zu fernöstlicher Ästhetik und Gedankenwelt an. Zu einer
Kultur, in der das Medium Papier in der sinnlichen Wahrnehmung seiner
Transparenz und seiner feinen materiellen Stofflichkeit in vielfältigen
Formen und subtilen Anwendungen in besonderer Weise zum Ausdruck
gekommen ist.
Aus ihren Begegnungen und Freundschaften mit Künstlerinnen und
Künstlern wie John Cage, Merce Cunningham, George Brecht, Alison
Knowles, Pauline Oliveros, Pierre Henry, Friederike Mayröcker, Barry
Bermange, Paul Wühr und Mauricio Kagel ist seit 1983 eine Serie von
bisher über 15 intermedialen Portraits in den unterschiedlichsten
Formationen entstanden, die sie aus den ihr von den Künstlern
geschenkten Manuskripten, Partituren, Arbeitsnotizen und Entwürfen als
einen gleichsam interaktiven Dialog entwickelt hat. Die in mehreren
großen, internationalen Museen ausgestellten Portraits bilden einen der
künstlerischen Schwerpunkte ihres variantenreichen Schaffens.
Die beiden in der aktuellen Ausstellung gezeigten Exponate, die
PapierLandschaft »ICHI O KIITE JÛ SHIRU – Dem Weisen genügt ein Wort«
und die PapierSkulptur »HYÔTAN KARA KOMA GA DERU – Unerwartetes kommt
oft zum Vorschein«, sind 2006/07 von der Künstlerin realisiert worden.