»Index«
NEUERÖFFNUNGKunstraum Marion Scharmann
mit der Ausstellung »Index«
Zeitgenössische Fotografie von
Katlen Hewel, Martina Sauter und Nadja Schöning
11. Februar bis 25. März 2005
Installationsansicht
Die Eröffnungsausstellung »Index. Zeitgenössische Fotografie von Katlen
Hewel, Martina Sauter und Nadja Schöning« stellte drei Künstlerinnen und
das Konzept des Kunstraumes Marion Scharmann vor. Die Ausstellung präsentierte fotografische Arbeiten der
Düsseldorfer Künstlerinnen Katlen Hewel und Martina Sauter sowie der
Kölner Künstlerin Nadja Schöning. Die drei Künstlerinnen übertreten die
Grenzen des Fotografischen hin zur Malerei, zur Skulptur, zum Video
oder zum Film.
Die Werke der Medienkünstlerin Nadja Schöning kreisen um die
Themenkomplexe Raum und Zeit und finden ihren Ausdruck in intermedialer
Wechselwirkung verschiedener Medien. Ein besonderes Interesse der
Künstlerin gilt dabei medientransformativen und
wahrnehmungs-ästhetischen Prozessen. Dieses genreübergreifende
Zusammenspiel verdeutlicht sich auch in ihren neuen fotografischen
Werken. Die Serie »VideoPainting« ist eine medienästhetische
Transformation, die sich bereits im Titel erschließt. Die auf den
ersten Blick wie Malerei anmutenden Werke geben erst durch genaues
Betrachten ihre wahre Medialität preis. Eine Sekunde Aufnahmezeit
entspricht 24 Frames im Video. Aus diesen Einzelbildern ergibt sich die
24-teilige Serie »VideoPainting«. Nadja Schöning führt uns dadurch
Bilder aus der Natur vor Augen, die wir in der raschen Bewegung des
ausgewählten Motivs nicht mehr wahrnehmen können. Das Medium Video wird
in fotografische Arbeiten und gleichsam malerische Bilder
transformiert. Nicht sichtbare, abstrakt wirkende Motive aus der Natur
treten dabei konkret in Erscheinung. »Art = imitation of nature in her
manner of operation« (John Cage).
Auch Katlen Hewel beschäftigt sich mit der Malerei im Medium der
Fotografie. In ihrer Serie »Portraits« projiziert sie Dias von Gemälden
der Kunstgeschichte auf die nackten Oberkörper ihrer Modelle und
transformiert die Verschmelzung der Projektion mit dem Körper in ein
fotografisches Portrait. Wie eine zweite Haut oder eine Tätowierung
legt sich das Lichtbild auf den Körper. Durch eine fast genaue
Überlappung von Modell und Projektion entstehen nur subtile
Verschiebungen, die umso verstörender wirken und wie Wunden oder
Abnormalitäten aussehen. Katlen Hewels Fotografien entlarven
Äußerlichkeiten als trügerische Fassade, denn wie die Lichtprojektionen
so schreiben sich Erlebnisse, aber auch Konventionen in den Körper ein –
Projektion kann somit im medialen als auch im psychischen Sinne
verstanden werden. Mit Erfindung der Fotografie galt die Malerei und
insbesondere die Portraitmalerei zunächst als obsolet. Katlen Hewel
aktualisiert durch das Zusammenspiel der Medien die Bildgattung
Portrait und reflektiert aktuelle Themen, wie Gentechnologie oder den
gerade in letzter Zeit medial ausgekosteten Wahn der
Schönheitsoperationen.
Martina Sauter reflektiert Fiktion und Wahrheit in ihren
fotografischen Werken, die Film und Fotografie in einen spannenden
Dialog setzen. Ausgehend von einer Filmszene entwickelt die Künstlerin
ihre Bildmotive, indem sie ein ausgewähltes Filmstill vom Fernseher
abfotografiert und dieses in das Medium der Fotografie überträgt.
Inspiriert von der filmisch vorgegebenen Situation und Atmosphäre wählt
sie eine reale oder im Atelier inszenierte Raumsituation aus, um das
fotografische Abbild dieser Räume mit dem Filmbild zu vereinen. Die
disparaten Elemente verschmelzen zu einer neuen irritierenden Einheit.
Gleichzeitig definiert die Ruff-Schülerin jedoch eine klare Grenze
zwischen Film- und Fotoszene, denn die kombinierten Abbildungen sind
durch die Bildträger räumlich versetzt. Die Werke muten somit
reliefhaft, fast skulptural an. Durch die ungewöhnliche Art der
Verknüpfung von Film und Fotografie im Werk von Martina Sauter eröffnen
sich neue räumliche Dimensionen und unzählige Zeitachsen. Es entstehen
Geschichten, die die Bedeutung von Fiktion und Wahrheit ad absurdum
führen.
Katlen Hewel, »Portrait Jacqueline–1«, 2004
Martina Sauter, »Collage Inspektor«, 2005
Nadja Schöning, »VideoPainting XVIII«, 2004/05